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Histaminintoleranz
Histamin ist der Hauptauslöser allergischer Reaktionen. Der Botenstoff selbst kann aber auch eine Unverträglichkeit auslösen.
Nahrungsmittelunverträglichkeit

Histaminintoleranz

Histamin ist ein Botenstoff des Körpers, der starke Reaktionen auslösen kann, aber auch in der Nahrung vorkommt. Er gehört zur Gruppe der Amine. Diese haben unterschiedliche Aufgaben im Körper. Sie sorgen beispielsweise für eine Senkung des Blutdrucks und fördern die Darmtätigkeit. Bei Allergien ist Histamin der Hauptgrund für die Auslösung einer allergischen Reaktion.

Eine Histaminintoleranz ist eine Störung des Gleichgewichts von Auf- und Abbau des Histamins. Bei den Betroffenen liegt eine verlangsamte oder unvollständige Fähigkeit zum Abbau des Botenstoffs vor. Dies liegt an einem Enzymmangel oder -defekt. Das Enzym Diaminoxidase (DAO) baut normalerweise das mit der Nahrung aufgenommene Histamin ab. Funktioniert dieser Vorgang nicht oder nur eingeschränkt, steigt die Histaminkonzentration im Körper an. Nach der Überschreitung eines Grenzwertes, der bei jedem Menschen individuell anders ist, kommt es zu einer Unverträglichkeitsreaktion.

Vorwiegend Frauen sind von einer Histaminunverträglichkeit betroffen, größtenteils ab dem 40. Lebensjahr. Während einer Schwangerschaft gehen die Symptome in der Regel deutlich zurück, da das histaminabbauende Enzym Diaminoxidase verstärkt produziert wird. Danach kann die Histaminintoleranz aber wieder auftreten.

Symptome einer Histaminintoleranz

Die Symptome einer Histaminintoleranz ähneln denen einer Allergie. Häufig ist beispielsweise der sogenannte „Flush“, eine starke und plötzliche Rötung der Haut, die mit Hitze einhergehen kann. Auch Kreislaufsymptome (schneller Puls, Blutdruckabfall), Bauchkrämpfe und sehr starker, drängender Durchfall gehören zu den Beschwerden. Sonstige Symptome sind z. B. Kopfschmerzen, Erbrechen, Juckreiz, Schwellungen im Gesicht, Atemnot, gerötete Augen, Unruhe oder Schlafstörungen.

Diagnose einer Histamintoleranz

Die Diagnose einer Histamintoleranz setzt sich in der Regel aus mehreren Bestandteilen zusammen. Wichtig ist es, andere Ursachen für das Auftreten der Symptome wie z. B. eine Allergie oder Zöliakie auszuschließen. Der Arzt wird in der Regel zunächst ein ausführliches Gespräch mit dem Patienten führen und sich die Beschwerden schildern lassen. Weitere Hinweise auf eine Histaminintoleranz sind: Reaktion auf Narkose- und Röntgenkontrastmittel (Unwohlsein, Erbrechen), Glutamat, Erdbeeren und Tomaten.

Ein Ernährungs- und Symptomtagebuch des Patienten kann dem Arzt bei der Diagnose helfen. Außerdem gibt es einige Untersuchungen, die den Verdacht auf eine Intoleranz gegen Histamin unterstützen können. Beispielsweise der Histaminwert im Blut, der jedoch zügig nach der Blutabnahme gemessen werden sollte. Längere Lagerung oder Transporte der Blutprobe können das Ergebnis verfälschen. Der Histaminspiegel im Blut ist als alleiniges Diagnosekriterium allerdings nicht ausreichend.

Eine mit dem Arzt besprochene Ernährungsumstellung kann sowohl bei der Diagnose einer Histaminintoleranz helfen, als auch der Behandlung dienen. Dabei verzichtet der Patient zunächst vollständig auf Histamin. In der zweiten Phase der Ernährungsumstellung werden nach und nach wieder histaminhaltige Lebensmittel in den Speiseplan aufgenommen. Hier ist eine genaue Dokumentation der aufgenommen Nahrungsmittel und der eventuell auftretenden Symptome durch den Patienten sehr wichtig. In der dritten Phase erfolgt eine dauerhafte Ernährungsumstellung nach individuellen Ernährungsempfehlungen des Arztes.

Im Anschluss an die Ernährungsumstellung kann ein Provokationstest vorgenommen werden. Dabei soll die individuelle Histaminverträglichkeit getestet werden. Dem Patienten werden bei diesem Test in regelmäßigen Abständen gesteigerte Histaminkonzentrationen verabreicht. Dieser Test sollte nur unter strenger ärztlicher Aufsicht erfolgen, das es zu starken Reaktionen kommen kann, die unter anderem mit Erbrechen und Kreislaufbeschwerden einhergehen können.

Ernährung

Histamin steckt insbesondere in gereiften Lebensmitteln. Gereifter Käse wie Parmesan oder Emmentaler, Rotwein, Salami, Sauerkraut und Konserven können Beschwerden auslösen. Auch verdorbene Lebensmittel enthalten mehr Histamin als frisches Essen. Manche Lebensmittel können auch Symptome auslösen, obwohl sie selbst kein Histamin enthalten, da sie für eine Histaminausschüttung im Körper sorgen, z. B. Erdbeeren und Tomaten.

Histaminarm sind dagegen viele Obst- und Gemüsesorten, frisches Fleisch und einige Milchprodukte wie z. B. Frischkäse oder Mozzarella. Generell sind frisch zubereitete Speisen zu bevorzugen. Gemeinsam mit dem behandelnden Arzt kann der Betroffene nach der Diagnose herausfinden, welche Nahrungsmittel verzehrt werden können und welche vermieden werden sollten.

Die Schweizerische Interessengemeinschaft Histamin-Intoleranz (SIGHI) stellt ein Merkblatt zum Thema histaminarme Ernährung bereit.

Miriam Schaum